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Hengstkörung 2016 10-12.10.2016

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Vier neue Hengste von bester Qualität

Sechs Hengste waren zur ZVCH-Körung vom 10. bis 12. November im Nationalgestüt in Avenches zugelassen, zwei wurden sich nach der veterinärmedizinischen Untersuchung zurückgezogen. Den verbleibenden potentiellen Vererbern – einem Dreijährigen, zwei Vierjährigen und einem Sechsjährigern – attestierte Paul Schmalz stellvertretend für die Körkommission beste Qualität: «Ausserdem waren alle vier Hengste sehr gut vorbereitet und wurden sowohl beim Vorführen, beim Freispringen als auch unter dem Sattel sehr gut präsentiert.»

Dementsprechend wurden alle vier Hengstanwärter gekört und tragen künftig mit ihren Genen zum Fortschritt der Schweizer Sportpferdezucht bei. Die drei Junghengste sind allerdings erst provisorisch anerkannt und müssen Fünfjährig noch die geforderte Eigenleistung erbringen.

Hennessy S, der Dressurvererber
Als einziger des frisch gekörten Hengst-Quartetts ist der dreijährige Hennessy S dressurbetont gezogen, ausserdem weist er ein interessantes Pedigree mit hervorragender Verwandtenleistung auf. Sein Vater ist der Hannoveraner Hotline, der im internationalen Dressursport erfolgreich ist und seinerseits über Hofrat und Gribaldi Trakehner Blut führt. Seine Mutter Mariolle (ex Madre) stammt ab vom Angloaraber Matcho AA und hat mütterlicherseits den Hannoveraner Goldstein zum Grossvater. Für einen Dreijährigen ist der dunkelbraune Hennessy bereits sehr gut entwickelt und bemuskelt. Er weist eine schöne Halsung auf, hat ein hübsches Gesicht, eine gut angesetzte Schulter und steht auf einem soliden, korrekten Fundament. Er überzeugte die Körkommission mit schönen Grundgangarten, wobei besonders sein Schritt und der schwungvolle Trab gefielen. Ausserdem stellte Hennessy S eindrücklich unter Beweis, dass auch Dressurvererber Springen können: sowohl beim Freispringen als auch unter dem Sattel von Ausbilder Emil Neff zeigte er eine ansprechende Manier, die laut Beurteilungsexperte Dieter von Muralt «schon fast Springpferdequalität» aufwies. Während des gesamten Körprozederes zeigt sich Hennessy aufmerksam, stark und temperamentvoll, war aber gleichzeitig unaufgeregt und kaum aus der Ruhe zu bringen, was auf einen ausgeglichenen Charakter schliessen lässt. Der imposante CH-Junghengst gehört Gisela Suter aus Baldingen, die ihn auch gezogen hat.    

Chininjo, der elegante Bluttyp
Deutlich weniger Hengstausdruck weist der noch ganz in der Entwicklung stehende, vierjährige Holsteiner Chininjo auf. Der feingliederige, gut linierte Braune stammt ab vom ehemaligen Holsteiner Verbandshengst Chin Champ (v. Chin Chin x Caravallo BB), der sich mit der Note 9 für das Bundeschampionat qualifiziert hatte. Er wurde Ende 2015 an die in Genf lebende argentinische Familie Larocca verkauft und geht nun unter Matias Larocca im Sport. Chininjo ist das letzte Hengstfohlen seiner verstorbenen Mutter Finja v. Caretino, die über Ladykiller XX, ihren Grossvater mütterlicherseits, Vollblut führt. Er qualifizierte sich in diesem Jahr für den Final Springen in Fontainebleau, wo er mit einer 18-jährigen im Sattel teilnahm. «Er ist sehr lieb und umgänglich, für sein Interieur würde ich ihm glatt die Note 10 geben», sagte seine stolze Züchterin und Besitzerin, Françoise Zumkehr aus Interlaken. Der Körkommission gefiel der sportliche, blütige Typ mit der schönen Rückenlinie, der gut platzierten Schulter und dem optimal angesetzten Widerrist. Er zeigte korrekte Gänge, einen schönen Sprung und erfüllte sowohl im Freispringen als auch unter dem Sattel sämtliche gestellten Aufgaben, auch wenn seine Kraft am letzten Körtag etwas nachliess. Der Junghengst wird nun wie seine zwei Jahre ältere Vollschwester Chininja vom Berner Marc Röthlisberger, der Chininjo auch in Avenches vorgestellt hatte, weiter ausgebildet und auf eine Karriere im Springsport vorbereitet.

Cestuy la de l’Esques, der sportliche Veredler
Als Veredlerhengst für die Schweizer Warmblutpferdezucht hat sich der vierjährige, hervorragend gezogene Angloaraber Cestuy la de l’Esques v. King Size AA – Ultan AA – Le Gregol AA eindrücklich empfohlen. Er kam beim französischen Züchter Laurent Jamault zur Welt und gehört Andreas Gygax aus Brittnau, der den Braunen zur Ausbildung nach Le Lion d’Angers in die Hände des internationalen Vielseitigkeitsreiters Tom Carlile gab.  Unter Carlile, der den Junghengst auch gleich selber in Avenches vorstellte, siegte er in diesem Jahr beim Final der jungen Vielseitigkeitspferde in Pompadour. Cestuy la de l’Esques ist bereits gekört für die Selle-Français- und die Angloaraber-Zucht. Auch den ZVCH-Beurteilungsexperten Paul Schmalz, Dieter von Muralt und Bruno Kalt gefiel der gut proportionierte Concours-Complet-Sportler, der sich mit viel Ausdruck und Ausstrahlung zeigt. Er verfügt über eine sehr gute Oberlinie mit einer langen Kruppe und einem breiten Becken. Er besitzt schöne Grundgangarten, wobei besonders sein raumgreifender, lockerer Schritt auffällt. Im Freispringen sowie unter dem Sattel zeigte er bereits viel Übersicht und eine gute Manier mit einer herausragenden Vorderbeinaktion.       

Candinas, der auffällige Springsportler
Definitiv gekört wurde der sechsjährige Holsteiner Candinas, ein auffälliger, moderner Springsportler, der bereits für die deutschen Zuchtgebiete Holstein, Hannover und Oldenburg anerkannt ist. Als Eigenleistung weist er eine Finalplatzierung beim Bundeschampionat und mehrere M-Klassierungen bis 1.30 Meter auf. Sein Vater ist der im internationalen Springsport erfolgreiche Catoki (v. Cambridge x Silvester), der bereits 31 gekörte Söhne hervorgebracht hat. Seine Mutter J-Carful S stammt v. Cantus x Calvados II und sprang ebenfalls auf internationalem Parkett. Der temperamentvolle Candinas überzeugte die Körkommission mit seinem starken Ausdruck, dem schönen Kopf, einer hervorragend gelagerten Schulter und einer kompakten Oberlinie mit starkem Rücken. Auffällig ist der schöne Galopp mit grosser Übersetzung. Unter dem Sattel von Pia Reich offenbarte der ehrgeizige Candinas sein Potential: Er zeigte sich losgelassen und leichtfüssig mit einer sehr guten Technik am Sprung. Gezogen wurde der bunte Fuchshengst von Sonja Zeiger-Inauen, Pfäffikon, die auch seine Besitzerin ist. Aufgestellt ist Candinas im Gestüt Grenzland und er wird von Pia Reich und Hans-Dieter Dreher weiter im Springsport gefördert.    

Angelika Nido Wälty